MM_Brief 034_Feindeswünsche, Freundeswünsche_7 Seiten | Word_6.0 | Download |
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„Feindeswünsche, Freundeswünsche...Mögen sich deine eigenen Wünsche erfüllen.“
Ich, Manfred Mühlbauer, hatte mir ein Buch gewünscht und als ich es las, erschrak ich. Denn obwohl ich ahnte, dass es nicht zum Besten um diese Menschheit bestellt ist – hinter dem Glitzer und Glanz der äußeren Schicht hier in Europa – dachte ich nicht, dass es so schlimm sei. Da mir dieses Buch die menschlichen Augen mit meinem „Ah-nen“ verband, will ich euch an kleinen Auszügen teilhaben lassen, wenn ihr wollt. Es ist keine Anklage, gegen wen auch immer, es ist einfach die Darstellung von menschlichen Denken und Handeln.
Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein! Jesus von Nazareth
Jean Ziegler
Der nachfolgende Text ist diesem Buch entnommen.
Aminata Traore
erzählt von einem schönen Brauch der Bambara, die an den Ufern des Niger in Mali leben. An den Festtagen der Tabski und des Ramandan statten Verwandte, Freunde und Nachbarn einander einen Besuch ab und tauschen Glückwünsche aus. Wenn der Besucher über die Schwelle des Hauses tritt, spricht er eine bestimmte Formel, die sich seit grauer Vorzeit nicht geändert hat:
„Feindeswünsche,
Freundeswünsche...Mögen sich deine eigenen Wünsche erfüllen.“
Franz Kafka
hat den rätselhaften Satz geschrieben:
„Fern, fern geht die Weltgeschichte vor sich, die Weltgeschichte deiner Seele.“
Ich
bin der Andere, der Andere ist Ich. Er ist der Spiegel, der es dem Ich
erlaubt, sich zu erkennen. Seine Zerstörung zerstört die Menschheit
in mir. Sein Leiden, selbst wenn ich mich dagegen wehre, macht mich leiden.
Bertolt Brecht
Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny
Wir
brauchen keinen Hurrikan
Wir
brauchen keinen Taifun
Was
der an Schrecken tuen kann
Das
können wir selber tun
Die vier apokalyptischen Reiter heißen: „Hunger, Durst, Seuche und Krieg!“
Sie
zerstören jedes Jahr mehr Männer, Frauen und Kinder, als es das
Gemetzel des Zweiten Weltkriegs in sechs Jahr getan hat. Für die Menschen
der „Dritten Welt“ ist der „Dritte Weltkrieg“ in vollem Gange.
Tag
für Tag sterben auf unserem Planeten ungefähr 100 000 Menschen
an Hunger oder an den unmittelbaren Folgen des Hungers.
826
Millionen Menschen sind gegenwärtig (2002) chronisch schwer unterernährt.
34 Millionen von ihnen leben in den wirtschaftlich entwickelten Ländern
des Nordens; der weit größere Teil, 515 Millionen, lebt in Asien,
wo er 24 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht.
Betrachtet
man jedoch den prozentuellen Anteil der Opfer, so ist es das Afrika südlich
der Sahara, das den größten Tribut zu leisten hat: Hier sind
186 Millionen Menschen dauernd schwer unterernährt, das heißt
34 % der Gesamt-bevölkerung.
Die
meisten von ihnen leiden an dem, was die FAO >extremen Hunger< nennt;
ihre tägliche Lebensmittelration liegt im Durchschnitt 300 Kalorien
unter der Menge, die zum Überleben unter erträglichen Bedingungen
nötig ist.
Die am stärksten von extremen Hunger betroffenen Länder liegen im subsaharischen Afrika (achtzehn Länder), in der Karibik (Haiti) und in Asien (Afghanistan, Bangladesch, Nordkorea, Mongolei).
Alle zehn Sekunden verhungert auf der Erde ein Kind unter zehn Jahren.
Ein Kind, das von seiner Geburt bis zum fünften Lebensjahr angemessene Nahrungsmittel in ausreichender Menge entbehren muss, hat sein Leben lang an den Folgen zu leiden. Einen Erwachsenen, der vorübergehend unterernährt war, kann man mithilfe komplizierter, unter ärztlicher Aufsicht vorgenommener Therapien in ein normales Leben zurückführen. Bei einem Kind unter fünf Jahren ist das unmöglich. Unzulänglich ernährt, haben seine Gehirnzellen bereits irreparable Schäden davongetragen.
>Von Geburt an Gekreuzigte< nennt Regis Debray diese Kinder.
Hunger und chronische Fehlernährung stellen einen Erbfluch dar: Jahr für Jahr bringen Hunderte von Millionen schwer unterernährter Mütter Hunderte von Millionen unheilbar geschädigter Säuglinge zur Welt. Alle diese unterer-nährten Mütter, die trotzdem Leben schenken, erinnern an jene verdammten Frauen bei Samuel Beckett: > Sie gebä-ren rittlings über dem Grabe, der Tag erglänzt einen Augenblick, und dann von neuem die Nacht <.
Eine ganze Dimension menschlichen Leiden fehlt noch in diesem Bild: die erstickende, unerträgliche Angst, die jeden Hungernden peinigt, sobald er erwacht. Wie wird er an diesem neuen Tag den Lebensunterhalt für die Seinen sichern und sich selbst ernähren können? In dieser Angst zu leben ist vielleicht noch furchtbarer, als die mannigfa-chen Krankheiten und körperlichen Schmerzen zu erdulden, die den unterernährten Körper befallen.
Die Zerstörung von Millionen Menschen durch Hunger vollzieht sich täglich in einer Art eisiger Normalität – und auf einem Planeten, der von Reichtümern überquillt.
In dem Stadium, das die Erde durch ihre landwirtschaftlichen Produktionsmittel erreicht hat, könnte sie 12 Milliar-den Menschen normal ernähren, anders gesagt, sie könnte für jeden einzelnen eine Ration von 2700 Kalorien pro Tag bereitstellen. Doch wir sind heute nur etwas über 6 Milliarden Menschen auf der Erde und trotzdem leiden Jahr für Jahr 826 Millionen von ihnen an chronischer, krank machender Unterernährung.
Die Gleichung ist einfach:
> Wer Geld hat, isst und lebt. Wer keines hat, leidet und wird invalide oder stirbt.
Ständiger Hunger und chronische Unterernährung sind von Menschen gemacht. Verantwortlich für sie ist die mör-derische Ordnung der Welt. Wer auch immer an Hunger stirbt – er ist Opfer eines Mordes.
Über
zwei Milliarden Menschen leben in > absoluter Armut <, wie es das Entwicklungsprogramm
der UNDP nennt: ohne feste Einkünfte, ohne regelmäßige
Arbeit, ohne angemessene Behausung, ohne medizinische Versorgung, ohne
ausreichende Ernährung, ohne Zugang zu sauberem Wasser, ohne Schule.
Jacques Roux
Am 25. Juni 1793 verlas der Priester Jacques Roux vor dem Pariser Konvent das Manifest der Enrages, in dem er eine wirtschaftliche und soziale Revolution gegen die Handelsfreiheit und das Privateigentum forderte: > Die Frei-heit ist nur ein eitles Hirngespinst, wenn eine Klasse die andere ungestraft aushungern kann. Die Gleichheit ist nur ein eitles Hirngespinst, wenn der Reiche mithilfe seines Monopols über Leben und Tod seiner Mitmenschen ent-scheidet <.
Jesse Helm
> Wir
sind das Zentrum, und wir müssen es bleiben (...). Die Vereinigten
Staaten müssen als leuchtendes Beispiel vorangehen und als moralische,
politische und militärische Führungsmacht die Fackel von Recht
und Ordnung in die Welt tragen. <
Charles Krauthammer
> Amerika überragt die Welt wie ein Koloss (...). Seit Rom Karthago zerstört hat, hat keine andere Großmacht sol-che Höhen erklommen wie wir. <
Thomas Friedman ehemaliger Sonderberater von USA-Außenministerin Madelein Albright
> Wenn
die Globalisierung funktionieren soll, darf sich Amerika nicht davor fürchten,
als die unüberwindliche Su-permacht zu handeln, die es in Wirklichkeit
ist (...). Die unsichtbare Hand des Marktes wird ohne sichtbare Faust nicht
funktionieren. McDonald`s kann nicht expandieren ohne McDonnel Douglas,
den Hersteller der F-15. Und die sichtbare Faust, die die globale Sicherheit
der Technologie des Silicon Valley verbürgt, heißt US-Armee,
US-Luftwaffe, US-Kriegsmarine und US-Marine-Korps. <
Einige Zahlen zur Globalisierung:
Ø
Die 225 größten Privatvermögen der Welt kommen zusammen
auf 1 000 Milliarden Dollar. Diese Summe ent-spricht den gesamten Jahreseinkünften
der 2,5 Milliarden ärmsten Menschen des Planeten, das sind rund 40
% der Weltbevölkerung.
Ø
Die von den 15 reichsten Menschen der Erde gehaltenen Vermögenswerte
übertreffen das Bruttolinlandspro-dukt (BIP) sämtlicher subsaharischer
Staaten mit Ausnahme Südafrikas.
Ø
Der Umsatz von General Motor ist höher als das BIP von Dänemark,
der von Exxon Mobil höher als das BIP von Österreich.
Ø
Der Umsatz jedes einzelnen der 100 mächtigsten transnationalen Privatgesellschaften
der Erde übertrifft den Gesamtexport der 120 ärmsten Länder.
Ø
Die 200 mächtigsten multinationalen Gesellschaften kontrollieren 23
% des Welthandels.
Ø
In der Schweiz verfügen 3 % der Steuerpflichtigen über ein persönliches
Vermögen, das dem der übrigen 97 % entspricht. Die 300 reichsten
Personen häufen zusammen einen Besitz von 374 Millionen Franken an.
Im Jahr 2000 haben die 100 reichsten Bewohner der Schweiz ein Wachstum
ihres Vermögens um 450 % erlebt.
Ø
In Brasilien halten gerade einmal 2 % der Bevölkerung, Grundbesitzer,
43 % des Ackerlandes. 4,5 Millionen Familien von Landlosen irren, elend
und erniedrigt, auf den Straßen dieses riesigen Landes umher.
Ø
Im Jahr 2002 vereinnahmen 20 % der Weltbevölkerung über 80 %
der Reichtümer der Erde, besaßen über 80 % der in Betrieb
befindlichen Kraftfahrzeuge und verbrauchten 60 % der genutzten Energie.
Ø
Die unteren 20 %, mehr als 1 Milliarde Männer, Frauen und Kinder,
müssen sich 1 % des weltweiten Einkom-mens teilen.
Ø
Zwischen 1992 und 2002 ist das Pro-Kopf-Einkommen der Bewohner in 81 Ländern
zurückgegangen.
Ø
In manchen Ländern – beispielsweise Ruanda – beträgt die Lebenserwartung
weniger als 40 Jahre. In Afrika beträgt sie im Durchschnitt (nicht
getrennt nach Männern und Frauen) 47 Jahre. In Frankreich 74 Jahre.
Ø
In der Dritten Welt macht die Armut ungeheure Fortschritte: In nur einem
Jahrzehnt ist die Zahl der „extrem Armen“ um fast 100 Millionen gestiegen.
Zu den schmerzlichsten Aspekten gehört die Ungleichheit in puncto Gesundheit.
Ø
Zwischen 1975 und 1996 wurden in pharmazeutischen Laboratorien 1223 neue
Moleküle entwickelt.
Ø
Ganze 11 von ihnen betrafen die Behandlung von Tropenkrankheiten. Doch
Malaria, Tuberkulose, Schlaf-krankheit, Kala-Azar (Leishmaniasen) sind
äußerst zerstörerische und schmerzhafte Krankheiten. Die
meisten von ihnen waren während der Siebziger- und Achtzigerjahre
praktisch schon verschwunden, nicht zuletzt dank massiver interkontinentaler
Kampagnen (z.B. der WHO) zu ihrer Ausrottung und Verhütung. Heute
sind sie wieder auf dem Vormarsch. Die Schlafkrankheit hat 2001 über
300 000 Menschen getötet, die Tuberkulose 8 Millionen. An Malaria
ist 2001 alle 30 Sekunden ein Kind gestorben.
Ø
Die alten Heilmittel wirken praktisch nicht mehr, weil die Überträger
resistent geworden sind und die neuen Medikamente sind für die mittellosen
Populationen Afrikas und Asiens unerschwinglich.
Ø
Heute sind 40 % der Weltbevölkerung in über 100 Ländern
von der Malaria bedroht.
Ø
Mehr als 25 Millionen Afrikaner, darunter Kinder in zartestem Alter, sind
mit dem Aids-Virus infiziert. 2,5 Mil-lionen von ihnen benötigen dringend
antivirale Medikamente, aber nur 1 % haben Zugang.
Ø
In Brasilien, Indien, Bangladesch und Nepal fordert die Kala-Azar jährlich
über 500 000 Opfer. In Europa wa-ren es 2001 tausend Opfer. Eine wirksame
Behandlung ist seit fünfzig Jahren bekannt, aber die meisten Opfer
in der südlichen Hemisphäre haben keinen Zugang zu ihr.
Die Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) hat errechnet:
Ø
2000 um 50 % mehr an Unternehmensfusionen als 1999
Ø
145 Milliarden Dollar Volumen
Ø
Zwischen Januar und August 2001 – 75 Megafusionen
Ø
Megafusion = mehr als 1 Milliarde Dollar Umsatzvolumen
Laut UNCTAD gibt es
Ø
63.000 transnationale Gesellschaften
Ø
mit 800.000 Filialen rund um die Erde
Spitzenreiter 2001
1.
General Electric (USA)
2.
Royal Dutch / Shell (NL/UK)
3.
General Motor (USA)
4.
Ford Motor (USA)
5.
Toyota (J)
6.
Daimler-Chrysler (BRD)
7.
Total-Fina (F)
8.
IBM (USA)
9.
BP (UK)
11.
Nestle (CH)
Die erste und unmittelbare Folge einer Fusion ist der Arbeitsplatzabbau. Man nennt das „Synergieeffekt“. Dies seien notwendige Opfer, sagt man.
Die
Zeitung Le Monde hat zwölf der größten börsennotierten
Fusionen analysiert. Praktisch alle zeichneten unter dem Strich einen massiven,
fusionsbedingten Rückgang des Börsenwertes der Gesellschaft.
Die zwölf überprüften Fusionen erbrachten einen Gesamtverlust
von über 720 Millionen Dollar.
Jean-Jacques Rousseau schreibt:
Ihr
seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die Früchte euch allen, der
Boden aber niemanden gehört.
Emanuel Kant definiert
den
Staat als eine Gemeinschaft unreiner Einzelwillen unter einer gemeinsamen
Regel. Da jeder Mensch von niede-ren Leidenschaften, zerstörerischen
Energien, Eifersucht, Machtinstinkt besessen ist, verzichtet er aus Hellsicht
auf einen Teil seiner Freiheit zugunsten des gemeinsamen Willens und des
Gemeinwohl. Mit seinesgleichen stiftet er die gemeinsame Regel, den Staat,
das Recht. Bei dieser Gründung waltet die vollkommenste Freiheit:
> Weh aber dem Gesetzgeber, der eine auf ethische Zwecke gerichtete Verfassung
durch Zwang bewirken wollte!
Weltwirtschaftsforum in Davos im Februar 1996
Es war ein verräterischer Moment und beispielhaft für die neue Welt. Unter dem Schutz von Polizei und technischen Absperrungen haben sich die tausend mächtigsten Oligarchen der Welt unter Staatsoberhäuptern, Ministerpräsiden-ten und Ministern aus einigen Dutzend Staaten der Erde gemischt.
An die Adressen der versammelten Staatschefs richtete Tietmeyer abschließend die Mahnung:
„Von nun an stehen Sie unter der Kontrolle der Finanzmärkte“.
Lang anhaltender Beifall. Die Staatschefs, Ministerpräsidenten und Minister, unter ihnen viele Sozialisten, akzeptie-ren wie selbstverständlich die Fremdbestimmung der Volkssouveränität durch die spekulative Warenrationalität des globalisierten Finanzkapitals.
Über
den Regierungen, den Parlamenten, den Richtern, den Journalisten, den Gewerkschaften,
den Intellektuellen, den Kirchen, den Armeen, den Wissenschaftlern herrschen
die Finanzmärkte.
Und noch ein paar Zahlen, die belegen, wie „wirtschaftlich“ unsere Welt nun geworden ist:
Demografen veranschlagen die durch den Zweiten Weltkrieg hervorgerufenen Verluste folgendermaßen:
Ø
16 – 18 Millionen Männer und Frauen fielen im Kampf
Ø
50 – 55 Millionen Zivilisten wurden getötet
Ø
Etwas 12 – 13 Millionen Geburten unterblieben infolge des Krieges
Nach Zahlenangaben, welche die Sonderorganisation der UN veröffentlichen, belief sich die Zahl der in den 122 Ländern der Dritten Welt durch wirtschaftliche Unterentwicklung und extreme Armut verursachten Todesfälle im Jahre 2001
Ø
auf etwas über 58 Millionen.
Ø
Von schwerer und dauerhafter Invalidität aus Mangel an Einkünften,
Nahrung und Trinkwasser sowie durch den fehlenden Zugang zu Medikamenten
1 Milliarde Menschen.
Anders
gesagt: Hunger, Seuchen, Durst und armutsbedingte Lokalkonflikte zerstören
jedes Jahr fast genauso viele Männer, Frauen und Kinder wie der zweite
Weltkrieg in sechs Jahren.
Für
die Menschen der Dritten Welt ist der Dritte Weltkrieg unzweifelhaft in
vollem Gang.
Arbeitslosenzahlen in den westlichen Industriestaaten
Ø
1990 = 25 Millionen
Ø
2001 = 39 Millionen
Ø
In England hat nur jeder 6. Arbeitnehmer einen festen, regulären Vollzeitarbeitsplatz
Ø
In Frankreich betrifft die Arbeitslosigkeit mehr als 9 % der Erwerbsbevölkerung
Ø
In Deutschland gibt es 2002 mehr als 4 Millionen Arbeitslose; 30 % der
Firmen zahlen untertariflichen Lohn.
Beispiel Frankreich, übertragbar auf alle westlichen Staaten Europas:
Ø
86 000 Personen, darunter 16 000 Kinder sind in Frankreich ohne festen
Wohnsitz oder schlafen in Beherber-gungszentren oder Notunterkünften.
Nicht berücksichtigt sind in dieser Zahl die Obdachlosen, die in dem
un-tersuchten Zeitraum weder zu einer Sozialstation noch zu einer Ausgabestelle
für warme Mahlzeiten Kontakt hatten.
Ø
Die Zahl der Obdachlosen insgesamt, einschließlich Kinder, umfasst
fast 200 000.
Berechnungen der OECD für industrialisierte Länder:
Ø
100 Millionen Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze
Ø
Im Jahr 2002 verfügen in denselben Ländern 37 Millionen Menschen
nur über Arbeitslosenunterstützung
Ø
15 % der schulpflichtigen Kinder besuchen keine Schule
Ø
Alleine in London gibt es 40 000 Obdachlose
Ø
In den USA haben 47 Millionen Menschen keine Krankenversicherung
Berechnungen der VN (UNDP) für Länder der Dritten Welt:
Ø
1,3 Milliarden Menschen verfügen über weniger als 1 Dollar pro
Tag zum Leben.
Ø
500 Millionen Menschen werden vor dem Erreichen des 40. Lebensjahres sterben.
Ø
In Brasilien z.B. kontrollieren 2 Prozent der Grundbesitzer 43 % des nutzbaren
Bodens. 153 Millionen Hektar liegen brach. Unterdessen irren 4,5 Millionen
bäuerliche Familien mittellos und hungernd durch die Straßen.
Ø
Von China bis Honduras, Mexiko und Guatemala, von Südkorea bis zu
den Philippinen, Sri Lanka und Santo Domingo sind heute fast 30 Millionen
Menschen von der modernen Sklaverei betroffen.
Ø
Die internationale Arbeitsorganisation beziffert die Zahl der „Sonderzonen“
auf 850, die sich auf 70 Ländern verteilt.
Ø
65 % des von den fünfzehn Ländern der EU eingeführten Kinderspielzeugs
– Puppen, Miniatureisenbahnen, Bälle, Roboter, Monopoly usw. kamen
2002 aus diesen Sonderproduktionszonen. Die größten zwei transkonti-nentalen
Gesellschaften, die den Markt kontrollieren, sind Mattel (Barbie-Puppe)
und Hasbro (Monopoly).
Ø
Lebensbedingungen
für die Arbeiter/-innen am Beispiel China:
o Arbeitszeit
16 Stunden täglich
o
7 Tage die Woche
o
Stundenlohn 70 Euro-Cents
o
Entlohnung von Überstunden? Fehlanzeige!
o
Mindestlöhne? Fehlanzeige!
o
Mutterschaftsurlaub? Fehlanzeige!
o
Essenspausen werden mit der Uhr gestoppt! In der Regel fünf Minuten!
Das
System funktioniert prächtig: Wenn das Spielzeug in den Kaufhäusern
von Berlin, Paris, Rom oder Genf ein-trifft, betragen die Lohnkosten kaum
6 % des Kaufpreises.
Verwüstung der Natur
Heute bedecken tropische Wälder nur mehr 2 Prozent der Erdoberfläche, beherbergen aber fast 70 % aller Pflanzen und Tierarten. Im Laufe von 40 Jahren (1950 – 1990)
Ø
ist die von Urwäldern bedeckte Fläche weltweit um über 350
Millionen Hektar geschrumpft
Ø
18 % des afrikanischen Waldes
Ø
30 % der ozeanischen und asiatischen Wälder wurden zerstört und
Ø
18 % des lateinamerikanischen und karibischen Waldes
Gegenwärtig schätzt man
Ø
dass jährlich über 3 Millionen Hektar Wald zerstört werden.
Ø
Tiere und Pflanzen ausgerottet werden, allein zwischen 1990 und 2000 über
50 000 Arten.
In einigen Regionen der Welt hat die Wüstenbildung auf früher fruchtbare Böden übergegriffen.
Ø
Afrika ist ein Kontinent, dessen Oberfläche mittlerweile zu zwei Dritteln
aus Wüsten oder ariden Zonen be-steht.
Ø
73 % der ariden afrikanischen Böden sind bereits schwer oder mittelschwer
degradiert (entwertet).
Ø
In Asien sind 1,4 Milliarden Hektar von Wüstenbildung betroffen
Ø
71 % der ariden Böden dieses Kontinents sind mittelschwer oder schwer
degradiert.
Zu Beginn des 21. Jahrhundert sind
Ø
fast 1 Milliarde Männer, Frauen und Kinder durch Wüstenbildung
bedroht.
Ø
Hunderte von Millionen Menschen leben, ohne regelmäßigen Zugang
zu Trinkwasser zu haben.
Auf
unserem Planeten zählt man gegenwärtig rund 250 Millionen Männer,
Frauen und Kinder aller Nationalitäten, jeder ethnischen Herkunft,
die über die Strassen irren, weil ihr heimatlicher Boden Stein und
Staub geworden ist. In offiziellen Dokumenten heißen sie „Umweltflüchtlinge“.
Bertolt Brecht
Johanna:
Und
es sind zwei Sprachen oben und unten
Und
zwei Maße zu messen
Und
was Menschengesicht trägt
Kennt
sich nicht mehr. (...)
Die
aber unten sind, werden unten gehalten
Damit
die oben sind, oben bleiben.
Warren
Allmand
Wir
leben in einer Welt, in der es viel schlimmer ist, eine Regel des internationalen
Handels zu verletzten als ein Menschenrecht!
Chor:
[...]
Woran sind wir, meine arme Elektra, woran sind wir?
ELEKTRA:
Wo
sind wir?
DAS
WEIB NARSES:
Ja,
erkläre es uns! Ich bin etwas schwer von Begriff. Ich spüre es
wohl, dass irgendetwas vor sich geht, aber ich kann mir keinen Reim darauf
machen. Wie heißt das, wenn der Tag anbricht, so wie heute, und alles
verpfuscht und ver-dorben ist, aber die Luft sich regt, und wenn man alles
verloren hat, wenn die Stadt brennt und die Unschuldigen einander töten,
aber die Schuldigen schon irgendwo verenden, an diesem Tag, der anbricht?
ELEKTRA:
Frag
des Bettler! Er weiß es.
DER
BETTLER:
Es
hat einen sehr schönen Namen, Weib Narses. Es heißt: Morgenröte.
JEAN GIRAUDOUX, Electre