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Jörg Wienecke_027_Geistliche Lebensregeln_10 Seiten 

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GEISTLICHE LEBENSREGELN UND WEISHEITEN

ASPEKTE FÜR DIE PRAXIS DER KONTEMPLATIVEN ÜBUNG

Eine Zusammenfassung in zeitgemäßer Sprache von Texten aus der Epoche der so genannten "Devotio moderna"

 

I. Der christliche Aspekt der Nachfolge

1. Erleuchtung bedeutet im Sinne der Bibel, daß der Mensch von der "Blindheit des Herzens" befreit wird und demzufolge dann nicht mehr "in der Finsternis wandelt". Das setzt den Willen und die Entschlossenheit dazu bei dem voraus, der sich auf einen spirituellen Weg begibt.

2. Orientierung findet der Übende an den Aussagen der Heiligen Schrift, insbesondere dann, wenn das eigene Leben diesem Vorbild "nachgebildet" wird, indem der äußere Mensch mit dem inneren Menschen in Übereinstimmung gebracht wird. Oberflächliches Hören und Interpretieren der biblischen Texte bedeutet, daß man sich mit seinem Verstand "über" die Texte stellt und demzufolge kaum in eine kontemplative innere Entwicklung kommt.

3. Was nützt dir die wissenschaftliche und theoretische Kenntnis aller Dinge, wenn dir die Demut des Herzens fehlt? Abstraktes Wissen und theoretischer "Überblick" gleicht einem System, das du auf die Wirklichkeit überträgst, das dich aber nicht ändert oder "heilig" macht. Wie kannst du auf diese Weise anderen Menschen nützen, wenn du meinst, selbst den Überblick zu haben, aber deine Mitmenschen in ihrer Lage nicht verstehen kannst?

4. Der Mystiker Thomas von Kempen hat in seinem spirituellen Buch "Imitatio Christi" gesagt: "Ich will lieber Reue fühlen als ihre Definitionen wissen". Was würde dir alles Wissen der Welt nützen, wenn dir die Liebe und die Demut fehlen? Alles ist doch nur Nichtigkeit, nichts als Nichtigkeit, außer Gott in dir zu finden und in der Liebe ein anderer Mensch zu werden.

5. Die Welt sollte nicht in deiner Seele sein, obwohl deine Seele in der Welt ist. Darum hänge dein Herz nicht an die Dinge, welche vergänglich sind. Achte in dem, was gegenwärtig ist, sorgsam auf jenen Augenblick, der dir auch mitteilt, was sein wird. Vergiß nicht, daß du sterblich bist. Strebe nach dem Sein, in dem immerwährender Friede zu finden ist.

6. Denke an den Spruch, daß "das Auge vom Sehen nicht satt wird und das Ohr vom Hören nicht voll" (Buch Prediger 1,8). Folgst du nämlich deinen Sinnen und deiner Sinnlichkeit, dann bringst du dich in Illusionen und verlierst dich selbst in und mit den Dingen.


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II. Selbsterkenntnis

1. Jeder Mensch hat ein natürliches Verlangen nach Wissen und nach Macht. Was aber nützt einem Menschen das, wenn er sich selbst nicht erkennen kann und keine Gotteserfahrung hat? Wie kann er Vertrauen haben und leben, wenn er gleichzeitig nach Macht und Ansehen strebt? Du würdest dein Leben sogar dann noch verfehlen, wenn du den "Lauf des Himmels" kennen würdest und alle Geheimnisse des Lebens enträtseln könntest, dabei aber dich selbst vernachlässigt hättest und zu keiner Selbsterkenntnis gelangen würdest.

2. Wenn du dich selbst wirklich erkennst, dann nimmst du dich nicht mehr so wichtig und achtest dich trotzdem zugleich in besonderer Weise. Du bist dann nicht mehr abhängig von dem, was andere Menschen über dich sagen. Wesentlicher wird es für dich, daß dich die Liebe Gottes erfüllt und dein gesamtes Leben durchdringt.

3. Überdecke deinen Geist nicht fortwährend mit jener Wissensfülle der Welt, die ihn fesselt und doch zugleich in Illusionen wiegt. Wisserische Menschen sind keine Wissenden, die von der Einsicht geleitet sind. Wisserische Menschen sind oft eitel und wollen gern gesehen und gehört werden. Meist wollen sie als weise gelten, ohne es zu sein. Es gibt viele Dinge zu wissen, welche der Seele nichts nützen.

4. Denke daran, wenn du viel weißt, dann ist das doch sehr wenig neben dem, was du nicht weißt. Erkenne also deine Unwissenheit und dein Nichtwissen in dem, was du weißt und bewahre dein Herz vor dem Hochmut und der Überheblichkeit. Stelle dich nicht über andere Leute, denn es gibt viele, die in vielen Dingen erfahrener sind als du.

5. Bescheidenheit erlaubt dir, von anderen Menschen hoch zu denken. Die Abgründe der Seele, die du am schlechten und unvollkommenen Wesen der anderen Menschen erkennen kannst, schlummern auch in dir! Das mag dich erinnern, wie sehr du doch auf deinem Lebensweg vor solchen Dingen bewahrt worden bist. Dankbarkeit und Demut im Herzen lassen dich in solchen Momenten in angemessener Weise reagieren.


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III. Aspekte der Wahrheit

1. Wahrheit ist jene Kraft, die dich aus sich selbst heraus belehrt, nicht durch Ideen und vergängliche Prinzipien, sondern durch Einsicht und Erkenntnis, die dein Leben umformen. Die Sinne, über die du verfügen kannst, führen dich nicht tief genug und täuschen dich oft. Was auch nützen dir verborgene Dinge, die nichts mit deinem Wesen zu tun haben und dich nicht in der Seele berühren?

2. Gattungen, Arten, Begriffe und Systeme reichen nicht hin, um das "ewige Wort" in deiner Seele zu wecken. Viele Lehrmeinungen heben sich in dem EINEN ganz von selber auf. In allem, was du zu fassen meinst, begegnet dir jener ANFANG, den du nicht überwinden und nicht beurteilen kannst, der sich dir aber offenbart und mit dem du eins werden kannst. Gottes Wahrheit eint dich mit der ewigen Liebe.

3. In diesem Anblick der Wahrheit verstummen alle Wesenheiten. Das bloße Schauen des EINEN eint dich in deinem Inneren und läßt dich mühelos im Licht der Erkenntnis dein wahres Wesen und dein ganzes Sein erfassen.

4. Fortan wird dein Leben aus deinem Inneren bestimmt und gelenkt. Denn der ewige Wille verbindet sich mit deinem Willen. Es ist ein anstrengender Kampf, so sich selber zu besiegen. (Buch der Weisheit 10,12). Das Wissen wird nicht überflüssig oder bedeutungslos. Jedoch der Geist, der es erfaßt, ist aus einer anderen Vernunft angeleitet, die nicht nach Ansehen, Macht und Reichtum trachtet. Es gelingt dir dadurch, deine Schattenseiten und deine Untugenden in einen Zustand zu verwandeln, der dein Leben "fruchtbar" werden läßt.

5. Wir werden dereinst nicht gefragt, was wir wissen und gewußt haben, sondern was wir aus der Erkenntnis des EINEN heraus getan haben. Denken, Reden und Handeln sollen stets übereinstimmen.


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IV. Kluges Handeln

1. Da von anderen Menschen leider das Schlechte lieber geglaubt wird als das Gute, so sollst du jeglichem Gerede mit Bedacht begegnen. Scheinbar feststehende "Tatsachen" verändern sich mit den unterschiedlichen Blickwinkeln und Aspekten des Herzens und der Gesinnung. Denke vor allem in diesen Momenten daran, daß wir alle schwache Menschen sind.

2. Leichtfertige Schwätzer können mit dem Wort nicht umgehen! Ein Wort, zur unrechten Zeit gesagt, kann mehr verletzen als ein zweischneidiges Schwert. Man kann mit der Wahrheit einen Menschen totschlagen oder aufrichten, je nachdem, ob die Liebe oder die Gehässigkeit das gesagte Wort lenkt.

3. Weise ist es nicht, unüberlegt und vorschnell zu handeln. Es ist auch nicht weise und ratsam, auf seiner eigenen Meinung hartnäckig zu bestehen und die Dinge "besser zu wissen". Die Sichtweise des anderen muß neben deiner Sicht Raum finden und abgewogen werden!

4. Schlechtes behalte für dich, Gutes kannst du weitersagen, wenn du willst. Schweigen und Geduld sind besser als Reden.

5. Auch deine Erfahrungen können dich täuschen! Berate dich darum immer mit solchen Menschen, die von sich selbst "absehen" können, um deine Einfälle zu überprüfen. Demut macht dich weise und gütig.


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V. Lesen und Verstehen der Heiligen Schrift

1. Willst du die Wahrheit in den heiligen Schriften finden, dann muß du sie aus dem Geist heraus lesen, aus dem sie entstanden sind. Suche nach der Feinheit des Ausdrucks, ohne ihr deine Meinung oder dein Verständnis aufzwingen zu wollen! Die Schrift nützt dir nichts, wenn du sie umformst und für deine Weltanschauung verwendest.

2. Die Liebe zur Wahrheit soll dich zum Lesen bringen. Darum ist es wichtiger, "darauf zu achten, was da geschrieben steht als auf das sein Interesse zu richten, wer das geschrieben hat", schreibt der Kirchenvater Augustinus.

3. Achte darauf und erinnere dich: Menschliches Wissen ist begrenzt und vergänglich, Gottes Wort bleibt in Ewigkeit bestehen! Gottes Wirklichkeit teilt sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise mit, ohne Ansehen der Person.

4. Weltanschauung, Vorurteile, Mißverständnisse und Unwissenheit hindern oftmals am Lesen der Heiligen Schrift. Der menschliche Verstand versucht intellektuell zu erörtern, was im Grunde doch etwas im Menschen bewirken sollte. Es kommt auf das an, was das Gelesene mit dem Leser macht, der ihm vertraut, statt es in ein System zu pressen. Frage also ruhig nach dem, was dein Heil ausmacht, aber hör schweigend und still auf das, was es in dir auslöst.

5. Gleichnisse und Bilder in der Heiligen Schrift erschließen sich nicht sofort, haben aber einen tiefen Sinn. Sie "bilden etwas zeitlos ab", das dir einige Mühe abverlangt, um es schließlich "begreifen" zu können. Sinngebendes vollzieht sich, unterliegt aber weitgehend keiner verstandesmäßigen Kontrolle.


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VI. Gewohnheiten und Neigungen

1. Wenn der Mensch nach etwas strebt, das im Grunde der Ordnung der Dinge nicht entspricht, ist es mit seiner inneren Ruhe vorbei. Machtstreben, Ehrgeiz, Geltungssucht und Besitzgier lassen den Menschen nie zur Ruhe kommen. In die Stille gelangst du nicht, wenn du solchen Neigungen verhaftet bist. Die vor Gott sich selbst als "geistlich arm" verstehen und demütig sind, leben in der "Fülle des Friedens", der im Herzen einzieht. (Ps. 36, 11).

2. Der Mensch, der seinen Sinnen noch völlig unterliegt, der nicht "abgeschieden ist" (Meister Eckhart), der sich selbst noch nicht "gestorben" ist (Thomas von Kempen), unterliegt (auch auf dem spirituellen Weg) ziemlich leicht seinen Gewohnheiten und Neigungen. Seelisch belastet zieht es ihn zu irdischen Gelüsten, denen er sich nur mit Trauer entziehen kann. Wird ihm der Genuß aber verwehrt, dann reagiert er mit Affekten. Erlangt er trotzdem das, was er begehrt, dann ist er dennoch nicht im Frieden, sondern leidet unter dem Zustand des Begehrens weiter, der seine "Leiden schafft".

3. Den Frieden des Herzens kannst du nicht finden, wenn du der "Leidenschaft" verpflichtet bist. Werde dir also deiner Neigungen und Gewohnheiten bewußt, um dich davon lösen zu können. Verdränge sie nicht, sondern schaue sie an, gib ihnen aber keinen Raum und richte deinen Geist aufmerksam auf das, was dich zum Anhaften daran bringt.


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VII. Illusionen und Überheblichkeit

1. Töricht ist, wer seine Hoffnung auf Menschen und Lebensumstände gründet. Wenn du aus Liebe zu Gott und Christus anderen Menschen dienst, dann brauchst du dich dessen nicht zu schämen, auch wenn du in den Augen mancher Menschen als dumm und naiv erscheinst. Für weltliche Maßstäbe kannst du vielleicht als "arm" gelten. Wenn du aber nicht auf dein Ich dich gründest, sondern auf Gott, dann kannst du entfalten, was du bist, was in dir steckt und was du kannst. Denn dann wird Gott mit deinem guten Willen sich verbinden.

2. Vertraue nicht einfach auf deine Intelligenz und deine Schlauheit, sondern dem, was von Gott her sich dir "nähert". ("Gnade" kommt von dem Wort "genahen"). Selbstvermessenheit führt in Wahn und Überschätzung dessen, was du kannst und bist. Demut hilft dir zu einem klaren Blick für die Wirklichkeit.

3. Suche weder Macht noch Reichtum, auch wenn du darüber verfügst. Sie nützen dir nicht, wenn es um dich selbst geht. Suche dich selbst in Gott, was immer es für dich bedeuten mag. Dessen kannst du dich rühmen, wenn du auf geistlichem Wege bist.

4. Erinnere dich stets, daß die Schönheit des Körpers vergeht, Krankheit den Leib entstellen kann. Die Schönheit der Seele aber kann sich im Leiblichen ausdrücken, denn sie ist eine Gabe Gottes, die nicht vergeht.

5. Falle keiner Eigenliebe und keinem Selbstmitleid zum Opfer! Sie führen dich von dir selbst weg und hindern dich an dem, was du verstehen sollst.

6. Alle Menschen sind vor Gott gleich, auch wenn es dir nicht so erscheinen sollte. Denke daran, daß menschliche Maßstäbe an diesem Punkt dich leicht in die Irre führen. Halte dich an den Maßstab der Liebe in deinem Herzen. Sie läßt dich verstehen, daß die Lebewesen sich im Schicksal unterscheiden, aber in ihrem "wahren Wesen" alle göttlicher Natur sind und darin "eins" sind.

7. Stelle das, was du Gutes in dir hast, in den Dienst an anderen. Es schadet dir, wenn du dich über andere Menschen stellst, und wenn es nur über einen einzigen ist! Verfüge nicht über andere Menschen, sondern versuche dich mit ihnen zu verständigen, um zu Harmonie und Eintracht zu gelangen. Was du anderen zufügst, tust du dir selbst an. Deswegen herrschen in den Herzen derer, die über andere Menschen verfügen, Eifersucht, Friedlosigkeit und Unwillen. Sie finden keine Zufriedenheit und keinen Frieden in ihrer Seele.


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VIII. Vertrauen und Vertrauensseligkeit

1. Du solltest nicht jedem Menschen dein "Herz enthüllen". Suche dir eine Person, die dein Vertrauen verdient, weil sie Verantwortung vor Gott kennt.

2. Du mußt nicht alles sagen, was wahr ist. Aber alles, was du sagst, soll wahr sein!

3. Junge Menschen und Unbekannte erwarten nicht, daß du ihnen deine Dinge sagst, sondern daß du ihr Anliegen verstehst und sie annimmst!

4. Vertrauen findest du nicht, wenn du dich anbiederst, einschmeichelst oder nach der Gesellschaft der Mächtigen strebst. Innerlich reicher wirst du, wenn du dich mit den einfachen, sanften Menschen abgibst und an ihrer Frömmigkeit Anteil bekommst.

5. Lieben kannst du jeden Menschen, aber dein Vertrauen schenke wenigen. Prüfe zuvor den Geist, der den erfüllt, dem du dein Vertrauen schenken willst.

6. Denke daran, daß auch du Menschen mitunter zwangsläufig enttäuschst, wenn sie dich anders sehen als du wirklich bist! Laß dich dadurch nicht entmutigen, sondern bleibe gelassen und ausgewogen in deinem Wesen. Das wird dir auf Dauer Vertrauen bei anderen erwirken.


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IX. Gehorsam

1. Hast du Vorgesetzte, dann hast du weniger Verantwortung zu tragen. Bist du dein eigener Herr, dann bist auch du einer höheren Instanz verantwortlich. Deine Aufgabe und dein Risiko im Leben sind größer.

2. Echte innere Freiheit kommt aus Gotteserkenntnis und Gotteserfahrung. Sie entsteht nicht aus Unterwerfung unter ein Gottesbild oder durch Zwang!

3. Die Fähigkeit zur Verantwortung hat die Kunst der Zustimmung und der Unterordnung unter einen Höheren im Gefolge!

4. Gehorsam kannst du sein, wenn du auf deine innere Stimme hören kannst. Das kann dazu führen, daß du deine Meinung ändern mußt! Oft sagen dir andere das, was dir eigentlich Gott sagt. Das zu verstehen, erfordert die Kunst der Hingabe und Einsicht.

5. Eigensinn und Hochmut überhören die Stimmen der Mitmenschen und versteifen sich auf ihre vermeintlich "guten Gründe" oder sind bereits in Hartnäckigkeit erstarrt.

6. Wenn du Befehle erteilst, dann frage dich, ob du selbst ihnen gehorchen würdest und ob dir das Hören in dein Inneres vorher möglich war! Es ist der geistliche Maßstab der Verantwortung, welcher Befehle akzeptabel macht.


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X. Gerede und Geschwätz

1. Unter vielen Menschen verlierst du dich leicht. Dein Reden ist in solchen Momenten meistens recht oberflächlich und unbedeutend, meist sogar überflüssig. Auch die redliche Absicht hindert dich in dieser Lage nicht an Eitelkeit und Geltungsstreben. Die Stille findest du eher, wenn du für dich bleibst.

2. Im Geschwätz verbergen Menschen oft die innere Leere voreinander und versuchen tröstend aufzurichten, was so nicht aufgerichtet werden kann. Sie wollen sich näherkommen und können doch das Trennende nicht überwinden.

3. Du kannst nicht einfach "auseinandersetzen", was zuvor in der Stille "ineinandergesetzt" worden ist, ohne daß die Erkenntnis darunter leidet! Schlechte Angewohnheiten und Gleichgültigkeit sind oft der Anlaß, um das zu erörtern, was nur der Stille angehört.

4. Wenn du nicht in dich hineinhören gelernt hast, wird dein Reden leicht zum oberflächlichen Geschwätz! Denke daran, daß das gesprochene Wort seine Kraft aus der Stille bekommt.


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XI. Frieden des Herzens

1. Es ist nicht deine Aufgabe, deinen Geist mit den Reden und Taten anderer zu beschäftigen. Du kannst nicht in Frieden leben, wenn du dich in fremde Dinge einmischt.

2. Kontemplativ kannst du nur dann leben, wenn du in allen Dingen nach dem suchst, was dich selbst in deinem Herzen in diesen Momenten erfüllt. Löse die Bindungen deines Herzens von den Dingen, damit du "in Gott frei sein kannst".

3. Wie kannst du Frieden finden, wenn du dich stets mit dem Vorübergehenden beschäftigst? Deine Leidenschaften bringen dich dazu, in Anspruch zu nehmen, was im Grunde nicht zu dir gehört. Wie willst du Wesentliches vom Unwesentlichen unterscheiden, wenn du dich im Vordergründigen bindest?

4. Anstrengend und mühsam ist es, die Seele von Lust und Leidenschaft zu befreien! Überwindung heißt die Schwelle vor dem Tor zum Frieden des Herzens. Aber alle Untugenden zu erkennen, sich davon zu lösen, braucht viel Zeit und Energie. Der Weg zum inneren Frieden verlangt Geduld und Entschlossenheit, um ihn gehen zu können.

5. Gewohnheiten aufzugeben ist schwer. Noch schwerer ist es, Eigensinn und Eigenwille zu überwinden. Wie aber willst du das Schwierige bewältigen, wenn du im Kleinen und Leichten bereits unterliegst? Andererseits aber entstehen Frieden und Freude dort, wo es gelingt.


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XII. Leid und Segen

1. Beschwernisse und Krisen im Leben bringen den Menschen auf sich selbst zurück. Es ist eine Frage, worauf er sich in diesen schwierigen Lagen innerlich gründet. Zugleich erfährt er die Grenzen seiner eigenen Macht und seines Willens. Denn ohne Gott kann der Mensch nichts tun. (Joh. 15,5).

2. Leiden erinnert daran, daß es auf Erden keine absolute Sicherheit und keinen vollkommenen Frieden gibt.

3. Im Leiden wird die Nähe Gottes zum Menschen erfahrbar. (Ps. 91, 15). Insofern solltest du im Leiden dich fragen, was an dir geändert werden soll und was du an all dem lernen kannst?

4. Leiden wird auf dem geistlichen Weg zu einem Akt der Läuterung, einer Art "Reinigung der Seele".


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XIII. Anfechtung und Versuchung

1. Anfechtung und Versuchung sind Teil des menschlichen Lebens. Aufmerksamkeit und Wachheit des Geistes sind erforderlich, um sich dieser Momente im Leben bewußt zu werden.

2. Anfechtung geschieht meist durch äußere Anlässe, Versuchung ist in erster Linie ein inneres seelisches Geschehen.

3. Anfechtungen, obwohl sie immer wieder stattfinden, sind beschwerlich. Doch in ihnen wird der Mensch auf die Probe gestellt, geläutert, manchmal gedemütigt und verändert. Alle großen Persönlichkeiten und Heiligen sind durch solche Phasen im Leben gegangen. Wenn sie diese schweren Lebenslagen durchgestanden hatten, waren sie innerlich gewachsen, reifer, dem Leben näher.

4. Versuche nicht, diesen Momenten dich durch Flucht entziehen zu wollen! Es würde dir nicht gelingen. Besser ist es, Geduld und Demut dadurch zu lernen und dabei an innerer Stärke zu gewinnen.

5. Suche nach der Wurzel deiner Versuchung, um sie auszurotten. Trachte nicht danach, nur oberflächlich die Dinge ändern zu wollen. Was du meidest, beschönigst, verdrängst, kehrt schmerzhaft wieder!

6. Mit Geduld kommst du weiter als mit Gewalt und Ungeduld. Alles Reifen braucht Zeit. Der geistliche Weg ist manchmal schwer, aber er führt stets zu einem guten Ziel, wenn du aufmerksam bist und dir Zeit läßt.

7. Nimm in den Anfechtungen an, was man dir sagt, aber prüfe es. Gehe mit einem Menschen, der in Anfechtung geraten ist, nicht hart um! Tröste ihn so, wie du selbst in solcher Lage getröstet werden möchtest.

8. Mangelndes Gottvertrauen und Unentschlossenheit sind oft die Ursache für Anfechtungen. Steuerlos wirst du getrieben. Du kommst nicht an ein Ziel, wenn du deinen Vorsätzen untreu wirst und deinen Sinn fortwährend änderst. Versuchung und Anfechtung sind die Folge.

9. Der Philosoph Seneca sagt: "Feuer erprobt Eisen, die Versuchung einen gerechten Menschen". Wir wissen oft nicht, was wir können; aber die Anfechtung zeigt uns, wer wir sind!

10. Widerstehe den Anfängen! Sei wachsam! Rufe in diesen Momenten Gott an, damit die Versuchung ein Ende nehme, das du ertragen kannst. (1. Petr. 5, 6).

11. Demut bewahrt dich vor Versuchung und Drangsal. Manchmal werden Menschen vor großer Versuchung verschont, bestehen aber kleine Anfechtungen nicht, damit ihre Demut wächst.


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XIV. Rasches Urteilen

1. Fälle keine vorschnellen Urteile über andere Menschen, sondern kehre den Blick auf dich selbst. Du solltest dich fragen, wie es dir selbst in diesen Lagen erginge, die du an anderen beklagen willst! Wenn du dich selbst erkennst, wird dein Urteil fruchtbar!

2. Urteile fallen meist so aus, wie dir selbst etwas am Herzen liegt. Eigenliebe jedoch macht dich blind für die Wirklichkeit. Deine Sehnsucht richte auf Gott, dein Urteil komme aus dem liebevollen Herzen, getragen von Einsicht und Weisheit.

3. Viele Menschen haben bei dem, was sie suchen und was sie tun, nur sich selbst im Blick und wissen es nicht. Wie können sie damit andere verstehen und beurteilen?

4. Geht es nach deinem Wunsch und deinem Willen, dann kannst du leicht Frieden halten. Kannst du auch Frieden halten und ohne Urteil leben, wenn es nicht nach deinem Willen geht?

5. Wegen Kritik an deinem Verhalten und deinen Gewohnheiten, kommst du leicht in Streit und zu Urteilen, gerade auf dem spirituellen Weg. Denke daran, wie schwer es ist, etwas über das eigene Denken, Fühlen und Verhalten Gesagtes hinzunehmen! Es kann dich aber über dich selbst hinausführen, wenn du es lernst.

6. Erleuchtung erfährst du nicht, wenn du dich nur auf dich selbst verläßt und deine Tüchtigkeit, Verstand und Kraft zum alleinigen Maßstab machst. Die Liebe führt weit über die Vernunft hinaus und weist dich auf Gott hin, von dem alles Seiende kommt.

7. Wie ein Mensch innen ist, so beurteilt er das Äußere.


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XV. Liebe

1. Liebe kennt keine Bedingungen. Ihr Wesen ist Verwandlung und Erfüllung. Sie zeitigt die Frucht, die du in deinem Leben bringen kannst.

2. Das Motiv wirkt mehr als die Tat! Vieles leistet, wer liebt. Liebe trachtet dabei nicht nach Zwecken. Achte darauf, wem du mit Liebe begegnest.

3. Liebe paart sich nicht mit Neid, kennt aber die Freude gut und läßt dich dann und wann die Seligkeit erkennen. So führt dich die Liebe über deine irdischen Grenzen hinaus und öffnet dir den Blick für das wirkliche Leben.

4. Liebe verspricht dir nicht die andauernde Ruhe! Denke daran, daß du auch als liebender Mensch stets "unterwegs" bist. Denn der Weg zu Gott endet nicht, wenn die Liebe dich erfüllt. Du kannst aber das, was auf dich wartet, mit anderen Augen sehen.

5. Liebe läßt erkennen, wie nichtig viele Dinge im Leben sind, und sie läßt dich Wesentliches vom Unwesentlichen unterscheiden.


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XVI. Die Fehler der anderen

1. Weil du die Fehler der anderen nicht aburteilen kannst, mußt du sie ertragen lernen, bis sich die Dinge anders fügen. Es ist göttlicher Wille, daß deine Geduld unendlich wird. Du hast den Nutzen davon..

2. Bitte um Gottes Beistand, damit du ertragen kannst, was dir zuwider ist. Denke aber auch daran, daß dies nicht heißt, du mußt dich unterwerfen und dich dem bösen Treiben ausliefern!

3. Weil deine Mittel dagegen nicht reichen, laß es zur Sache Gottes werden. Es mag sein, daß du die Fehler der anderen ertragen mußt, weil auch du viel an dir hast, das andere bekümmert. Frage also nach, was es bei dir ist, das dich in diese Lage bringt.

4. Übe dich in Geduld, denn wenn du selbst dich nicht zu ändern vermagst, kannst du den anderen nicht nach deinem Willen formen!

5. Du wirst nicht weit kommen, wenn du deine Schattenseiten unverändert läßt und doch verlangst, daß andere vollkommen sind. Dein Maßstab mißt zuletzt nur dich selber!

6. Was könntest du über das Leben und die Liebe lernen, wenn alle Menschen vollkommen wären? Niemand ist ohne Fehler, keiner hat genug Kraft und Weisheit, um über allem erhaben sein zu können. Jeder braucht den Trost, die Hilfe und den Rat der anderen.

7. In einer schlimmen Lage erst erkennst du, wieviel Kraft in dir steckt. Das hilft dir, um dich selbst besser zu sehen und zu erkennen. Es ist ein Teil der "Selbsterkenntnis" und des "Selbstbewußtseins", das dir auf dem geistlichen Wege möglich ist.


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XVII. Gemeinschaft

1. Lerne dich einzuschränken, wenn du mit anderen in Frieden auskommen willst. Sei aber stets der, der du bist, jedoch nicht verletzend, nicht lieblos.

2. Gemeinschaft findest du nicht durch Prinzipien, nicht durch Regeln oder Vorschriften, sondern durch den Geist der Liebe und des Verstehens und durch die Kraft der Geduld.

3. Vergiß bei deinem Streben nach Erleuchtung und Einsicht nicht, daß auch andere Menschen mit dir auf dem Lebensweg unterwegs sind. Manchmal sind sie neben dir, manchmal sind von dir entfernt. Sie sind aber stets auch auf dem Wege! Das macht dich milder und geduldiger, wenn du es erkennst. Nicht jeder ist so wie du und soll auch nicht so werden wie du.

4. Wenn du nicht lernst, den anderen Menschen auch zu dienen, statt über sie nur zu bestimmen, kannst du nicht lange im Frieden leben.

5. Nichts nützt es dir, wenn du meinst, du seist besser, vollkommener, erfahrener und frömmer als die anderen um dich her. Es richtet deinen Geist zugrunde und verdirbt dir deinen eigenen Weg. Es hindert dich dies an der Einsicht und Erleuchtung.

6. Demut heißt die Kraft, die deinen Geist in der Gemeinschaft tragend werden läßt und dich am Ende selbst bereichert. So gib den anderen stets das, was du von ihnen selbst empfangen möchtest. Stets kehrt zu dir zurück, was du den anderen vermittelst.

7. Willst du getragen werden, so trage auch den anderen! (Eph. 4, 2).

8. Es gehört nicht viel dazu, mit sanftmütigen und guten Menschen auszukommen. Mit harten Menschen, seinen Gegnern und allem Verkehrten umzugehen und trotzdem den Frieden zu bewahren, beweist ein weites Herz und eine selten große Gabe.

9. Wer zu dulden weiß, wird größeren Frieden haben, da er sich selbst zu überwinden versteht. Ist er doch so der Sieger über sich selbst, ein Herr der Welt, der Freund Christi, ein Erbe des Himmels.


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XVIII. Vorbilder

1. Suche dir Vorbilder, aber denke nicht, du müßtest ihnen gleichen! Am Ende kannst du nur du selbst sein!

2. Vorbilder kannst du nur lieben, wenn du ihre Fehler einbeziehst. Ein Idealbild kannst du lediglich achten, aber niemals lieben, weil du dich nicht in ihm erkennen kannst.

3. Gute Vorbilder werten nie dein eigenes Leben ab, sondern geben ihm Würde, Bedeutung und etwas Besonderes. Darum verliere dich nie selbst im Bild des anderen, das du verehrst!

4. Menschliche Größe liegt nicht unbedingt in dem, was andere Menschen dafür halten. Oft trügt der Schein und soll bestimmten Zwecken dienen. Du kannst nur finden, was du bist und dies als Ansehen vor Gott achten. Du hättest sonst kein Leben bekommen!

5. Verliere nie auf deinem Wege die Achtung vor dem Selbst, das sich in Selbstachtung erfahrbar mitteilt. Denke jedoch daran, daß Selbstachtung nichts mit Selbstliebe und Dünkel zu tun hat. Du kannst dich achten und doch bescheiden und demütig leben. Vielleicht kannst du den anderen zum Vorbild dadurch werden. Das aber liegt nicht mehr in deiner Hand.

6. Wäre dein Herz recht, so wäre alle Kreatur dir ein Spiegel und ein Buch der heiligen Lehre. Denn alles Lebendige zeugt von Gottes Güte.


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XIX. Übungen und Sein

1. Achte deine Tugenden und sieh, daß sie zu deinem Vorteil wachsen.

2. Dein Vorsatz sei täglich neu. Es ist, wie wenn du jeden Augenblick den Geist des Anfängers neu in dir belebst.

3. In jedem Augenblick des Seins erschließt sich Gott in dir, wenn du auf das Wesenhafte achtest.

4. Erneuere täglich deine Übung. Nur so kannst du auf diesem Wege bleiben. Das aber soll in deinem Herz verwurzelt sein und nicht im Formalen hängen bleiben.

5. Wie dein Vorsatz ist und deine Übung sich gestaltet, so ist auch dein Wachstum, das sich stets mit diesem Weg verbindet. Ausdauer, Sorgfalt und Geduld sind deine Wegbegleiter.

6. Gelegenheit zum Anfang und zum Neubeginn hast du immer. Versäumst du aber deine Zeit, so denke daran, daß du sie nicht unbegrenzt im Leben zur Verfügung hast. Darum übersieh nicht einfach das, was dich am Wege hindert und behindert. Denn es kann sein, daß du an manchem haftest, das dich am inneren Wachstum hemmt.

7. Betrachte dein Inneres und Äußeres stets in gleicher Weise. Versuche Ordnung da hineinzutragen, wo du zerstreut bist und nicht bei dir selbst in Stille verweilen kannst. Gewinne Klarheit über deinen Tag und suche dich alltäglich selbst darin zu sammeln.

8. Deine Übung gehört nur dir. Sie finde in Gemeinschaft oder ganz allein für dich im Stillen statt. Sie hat mit Öffentlichkeit und lautem Leben nichts gemein und soll nicht deinem Ruhme dienen.

9. Die Stille wird geschenkt, nicht aber der Eifer und der Wille, den du selbst aufbringen mußt. Wohl wirst du Hilfe und Zuspruch erfahren, wenn du in deine Übung gelangst, aber fortwährend übend auf dem Wege sein ist deine Sache!

10. Die fortwährende Übung sei dir Teil deines Lebens, wie der Atem und das Licht der Sonne. Darum sei dir in allen Fällen stets bewußt, daß nichts von diesem Geist dich trennen kann, wenn du es selbst nicht willst.

11. Das vielzitierte "Kreuz" wartet auf dich überall. Du kannst ihm nicht entgehen, weil du dich, wohin du auch gehst, selbst mitträgst und nur dich selbst findest. Darum nimm es an, wie es ist und beginne es zu tragen. Denn dann wird es schließlich dich am Ende tragen und du wirst die Last nicht spüren. Es ist ein königlicher Weg, der Reichtum deiner Seele!

12. Denke auch daran: Geduld empfehlen dir alle, obwohl sie selbst nicht dulden wollen. Darum verstehe, daß dies Verblendung ist, die Himmlisches nicht fassen kann. Und könntest du wählen, hättest du dich je für diesen Weg entschieden, da er doch mit Leiden gepflastert ist und Schmerzen ihn begrenzen? Darum lebe du die Freude, die dir aus Überwindung klar erwächst! So können andere den Weg an dir erkennen und ihn selber gehen.


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XX. Einsamkeit und Stille

1. In deiner Übungszeit sei dir deutlich bewußt, wie wunderbar es für dich ist, zu Wahrheit und Erkenntnis gelangen zu können und welche Wohltat Gottes sich darin für dich verbirgt.

2. Entziehe dich, so gut es geht, dem Gerede, dem Müßiggang und aller Zerstreuung, die das Leben bietet. So findest du stets Zeit, um in die Stille zu gelangen und dich immer wieder neu zu finden.

3. Die Stille ist aus sich selbst heraus die formende Kraft, die dir und deinem Wesen angehört. Wie der Atem Teil deines Lebens ist, so ist die Stille Teil deiner Seele. Suche sie also immer zu finden, um ein "Mensch" zu werden und zu sein.

4. Seneca schreibt: "So oft ich unter Menschen war, kehrte ich doch im Menschsein weniger zurück". Du verlierst dich unter vielen Menschen leichter selbst und findest für dich kaum das rechte Maß. Denke daran, wie Jesus selbst die Stille suchte, wenn die Vielen ihm die Kräfte rauben wollten und von ihm zehrten.

5. Keiner kann sicherer und fester in der Öffentlichkeit stehen als jener, der abgeschieden zu leben weiß. Du redest gute Dinge, wenn du auch zu schweigen weißt. Verzichtest du auf diese Seite deines Wesens, endet alles leicht in Hochmut und in Selbstbetrug.

6. Finde deine Ruhe in Gott, der in das Verborgene sieht und dem dein Wesen keineswegs ein Rätsel ist.

7. Im Schweigen und in der Stille wächst deine Seele und dein Geist erhält die Flügel, die ihn über alles tragen und erheben. Die Geheimnisse der Schrift und des Lebens öffnen sich deiner Einsicht, und deine Tränen, die du in schweren leiderfüllten Nächten weinst, werden getrocknet.

8. Du mußt die Stille und die Einsamkeit nicht durchbrechen, um deine gewonnene Stärke und alle jene Kräfte der Seele zu beweisen, die anderen oftmals als Wunderzeichen dienen. Wisse, daß es dir schadet, wenn du deinen Ruhm erstrebst und dich selbst dabei verlierst. Du heilst nicht, wenn du selbst zuvor nicht an der Seele heil bist! So bleibe im Verborgenen und daraus wirke!

9. Bei allen Schritten deines Lebens soll die Stille dich begleiten und deinen Geist erfüllen. Denn vor dir ausgebreitet sind Himmel und Erde. Alles ist für dich erkennbar, wenn du dich nicht in ihnen verlierst und auf dem beharren kannst, was sich an Göttlichem darin verborgen hat. In allen Wundern dieser Welt erkenne Gott und hebe deine Augen zu ihm auf. So wirst du Frieden finden.

10. Wer von innen her zu leben versteht, kann die Dinge im Äußeren unschwer beurteilen. Er fragt nicht mehr nach Orten, nach Zeiten, nach Momenten der Stilleübung. Denn er kann sich jederzeit und rasch sammeln und sich mit Gott verbunden sehen.

11. Wer im inneren Frieden lebt, kann andere befrieden. Zugleich beargwöhnt ein Friedvoller keinen anderen und bleibt selbst auch von Mißtrauen verschont.


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DENKSPRÜCHE

1. Nichts in der Welt sollte den Menschen in Unruhe versetzen.

2. Wer tut, was er weiß, gewinnt Erkenntnis. Wer nicht danach handelt, was er weiß, erntet Verblendung.

3. Das Wissen allen Wissens besteht darin, zu wissen, daß man im Grunde nichts weiß. Denn das, was zu wissen möglich ist, ist nichts neben dem, was zu wissen unmöglich ist.

4. Demut findet sich in der Nähe von Vollkommenheit. Ehrsucht und Geltungssucht grenzen an Selbstbetrug und Illusion. Täuschung setzt ein, wo man sich selbst gefällt.

5. In nichts wird der Mensch besser erkannt als in dem Augenblick, in dem er gelobt wird.

6. Strebe stets danach, in jedem anderen Menschen etwas Gutes zu erkennen, gut von ihm zu denken und Gutes von ihm zu reden!

7. Vertrauen und Hingabe sei dein Gebet! Liebe und Güte ist der Name deines Gottes! Barmherzigkeit ist sein Wesen. Es gibt nichts zu bitten, das nicht schon gegeben wäre! Erkenne es.

8. Die größte Versuchung besteht darin, niemals versucht zu werden. Wie kann sich da etwas ändern?

9. Mit den Gedanken, mit denen der Mensch schlafen geht, mit denen steht er auf.

10. Nimm an, du würdest allen Menschen gefallen, aber Gott nicht, was hättest du davon?

11. Lebe, wie der Prophet sagt: "Meine Augen stets zu Gott".

 

Übertragung, Neuformulierung, Ergänzung. J.W. Juli 2002,



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