Stellt euch vor, ihr sitzt auf einem
Ast. Auf einem dicken Ast einer starken Eiche. Und es kommt einer mit einer
Säge und sägt daran. Jeden Tag einen Strich mit der Säge,
oder sagen wir, jeden Tag wird die Säge um einen Zahn vorgerückt
und am Wendepunkt derSäge natürlich wieder zurück; aber,
jeden Tag nur ein Zahn.
Wie lange dauert es wohl, bis die Stelle
an der gesägt wird, so dünn ist, dass sie das Gewicht des Astes
und des euren, denn ihr sitzt ja auf dem Ast, nicht mehr tragen kann und
einfach bricht?
20, 30 ,50 , vielleicht 100 Jahre?
Ich sage es euch: Genau ein Menschenleben lang.
Genau euer Menschenleben lang.
Denn ihr lebt in einem gebrechlichen Körper, und irgendwann
ist es aus.
Was tut nun der Mensch, der auf dem
Aste sitzt? Bemerkt er den langsamen, aber ausdauernden Säger?
Bemerkt ihr, dass euer Körper
altert und ihr dem Tode entgegen schreitet?
Der Aufmerksame, der Wache wird dessen
gewahr, und er wird sich fragen: Was kommt danach, wo falle ich hin oder
gibt es vielleicht einen Zweig eines anderen Astes, an dem ich mich halten
kann, an dem ich mich vielleicht sogar aufschwingen kann zu einem anderen,
vielleicht dickeren Ast? Und er beginnt zu suchen den geeigneten Zweig und
er versucht, ihn zu ergreifen, doch es ist nicht leicht.
Der Unaufmerksame, der Schlafende macht
es sich gemütlich auf seinem Ast. Ja, wohlig streckt er sich aus. Doch
irgendwann beginnt auch er zu bemerken die weit fortgeschrittene Ritze in
seinem Ast und auch er schaut sich um nach einem Rettungsanker, doch wird
er ihn finden in der kurzen, noch verbleibenden Zeit?
Was macht ihr? Wachet ihr oder schlafet
ihr? Seht ihr euch um, oder habt ihr gar schon gefunden? Oder habt ihr noch
nicht einmal nachgedacht? Verdrängt ihr vielleicht?
Ihr könnt den Tod eures Körpers
nicht verhindern. Irgendwann bricht der Ast. Doch ihr könnt euch innerlich
aufschwingen zu mir, dem Leben, könnt eure Seele, das ist euer Fühlen
und denken, euer Sein erheben zu Gott und ihr werdet leben über den
Tod hinaus, ja das Ablegen des Körpers kann euch zur Erlösung,
zur Freiwerdung eures Wesens werden.
Doch der, der sich nicht aufschwingt,
der mit seinem Bewusstsein im Körper bleibt und mit den Freuden des
Fleisches seine Genügsamkeit findet, der wird unweigerlich mit dem
Ast in die Tiefe stürzen, denn sein Denken und Fühlen ist eins
geworden mit seinem Fleisch, mit seinem Körper.
Daher, meine lieben Freunde, versucht
euch zu lösen von euren Begrenzungen. Schwingt euch auf zu einem Leben
des Geistes, dessen höchste Ausdrucksform die Liebe ist.
Wohl gemerkt: die uneigennützige,
selbstlose Liebe, die um der Liebe willen liebt.
Nicht die selbstsüchtige, egoistische
Liebe, die nur auf das Wohl ihres Körpers schaut.
Kommt heraus aus eurer Enge,
macht die Tore weit
und macht euch bereit
zu empfangen das Geschenk
der Erkenntnis der Ewigkeit
Ihr seid ewig lebende Geistwesen und
es geziemt sich eurer nicht, mit dem Ast in den Tod zu stürzen, das
heißt, euch mit dem Fleisch so sehr zu vereinigen, dass ihr eurer
Ewigkeit nicht mehr gewahr seid, dass ihr vergessen habt, woher ihr kommt
und wohin ihr geht.
So schwingt euch auf, zu einem Leben
der selbstlosen Liebe und alle Schranken und alle Blindheit eures niederen
Selbst muss weichen, wenn ihr euch für das Leben entscheidet.
Geht in euch und überlegt, aber
bedenkt: Die Zeit ist kurz. Entscheidet euch. Amen.
Nachtrag:
Ihr müsst nicht mehr herumnörgeln,
ihr müsst nicht mehr kritisieren,
ihr müsst nicht mehr verurteilen,
ihr müsst euch nicht mehr mit all den negativen Gefühlen
belasten,
nein, ihr seid frei.
Frei, zu lieben.
Frei, zu lieben euren Nächsten,
wie euch selbst und die Quelle des Lebens, Gott, über alles. Ja frei,
die Quelle des Lebens in euch, euer göttliches Wesen mehr zu lieben
als euer niederes Selbst. Frei, Gott, den Ewigen im Auferstandenen mehr
zu lieben als euch selbst, der ihr nur ein Teil des Ganzen, ein Teil Gottes
seid.
So nutzet eure Freiheit und liebt und
beginnt noch mehr zu lieben, auf dass ihr gänzlich frei werdet von
allem Niederen.
Dies ist die Erlösung, frei zu
werden von allem Niederen, von aller Begrenzung. Frei zu werden vom Ast,
von eurem Körper an den ihr euch gebunden habt durch ein egoistisches
Leben.
Werdet frei durch ein Leben nach geistigen
Werten, durch ein Leben der Liebe.
Und euch, die ihr verständiger
seid, sage ich: Gehet dem nach, der den Ast, das Holz auf das sie ihn gebunden
haben überwunden hat. Folget dem Überwinder des Todes und ihr
werdet leben.
Er hat das Fleisch überwunden
und konnte daher mit dem Fleische auferstehen. Der Säger musste ablassen
von seinem Werk und der Baum wird ewig leben. Kein Ast soll mehr verloren
gehen, kein Ast soll mehr in die Tiefe stürzen
So kommet, kommet zu mir. Ich will
euch teilhaben lassen an meinem Leben, ich will euch helfen, den Tod der
Lieblosigkeit in euch zu überwinden und aufzuerstehen zu einem Leben
der Liebe. Amen.