Der Schneekristall-Elfen-Reigen
Ein Wintertraum??? Ein Wintermärchen???
Als ich erwache, blinzelt die Sonne schon durch die Rolloritzen, und als diese geöffnet
sind, wird das Zimmer vom Sonnenlicht aufgefüllt.
Ein herrlicher Wintermorgen.... oder ist es ein Traum?
Bin ich denn wirklich wach? Denn diese Schönheit ist so unfassbar, so unbeschreibbar
schön, dass ich im Moment nicht wirklich weiß, ob ich träume oder wach bin.
Doch das heutige Kalenderblatt zeigt: Dienstag, 18. Februar 2003.
Ich muss also wach sein....
Eine Winter-Zauberlandschaft von atemberaubender Schönheit offenbart sich meinen
physischen Augen, breitet sich vor ihnen aus.
Diese Schönheit ist fast schon unwirklich, wie von einer anderen Welt...
Der Himmel wölbt sich in einem so unglaublich klaren, kühlen hellblau über das Land,
von Horizont zu Horizont und verwandelt durch dieses klare und reine Blau alles in ein
farbig-mystisches Lichtspiel.
Die Wiesen und Felder sind mit dicken, weißen Glitzerteppichen aus Schnee
abgedeckt,
und alles andere, was sich darüber erhebt, die Bäume und Wälder sind eingepackt, nein
eingehüllt in dicke Schnee-Pelzroben von reinstem, weißesten Weiß.
Die Straßen unseres Dorfes sind schneefrei und wirken dunkel und unrein, fast störend,
so gar nicht in dieses Bild von Reinheit passend. Die Schneehaufen auf beiden
Straßenseiten schwächen jedoch das Dunkel ab, machen es sanfter.
Die Dächer der Häuser tragen dicke Schneematten und in und an den Regenrinnen
haben sich an vielen Häusern dicke, teils meterlange kristallene Eiszapfen gebildet und
sind dort festgefroren. Sie sehen aus, wie in einer Edelsteinhöhle gewachsen.
Die dünnen Zweige der Bäume und Büsche und die Blumen in den Balkonkästen sind
überzogen von dickem puderzuckerartigem Raureif. Bei genauem hinsehen, sind auf den einzelnen
Zweigen auch noch einzelne kleine Wassertropfen festgefroren, die nun wie
Kristall-Perlen aussehen, mit denen die Zweige behutsam und ausgewählt geschmückt
sind. Es sieht so vornehm, elegant und ausgewählt aus. Alles funkelt und spiegelt und
glitzert und wird überstrahlt, von dem vom Himmel strahlenden goldenen Sonnenlicht.
Es ist, wie von edelster Hand mit größter Sorgfalt geschaffen.
Ehrfurcht und Demut breitet sich in mir aus...., und ich wage kaum zu atmen, damit all
diese Zauberbilder nicht schwinden. Meine Augen werden richtig geblendet von all dem
Glitzern und Glimmern, von den funkelnden Lichtern, von diesem
Glimmer-Glitzer-Zauber.
Solche Tage sind von Seltenheit und deshalb Genuss pur.
Ich gehe ins Wohnzimmer, (welches von der Sonne durchflutet ist, weil es zum Süden
hin liegt, und ich sehe aus dem Fenster nach draußen in die Richtung zu unserem See,
der sich als strahlendweiße Fläche zeigt. Das Licht der Sonne wirkt hier noch
gleißender, strahlender und heller.
Meinen Blick in Richtung Sonne gerichtet, bemerke ich, wie die ganze Luft durchwirkt
und angefüllt ist von winzigen, goldenen Schneestaubpartikeln, die der eisige, scharfe
Bruder Ostwind hoch wirbelt. Es scheint mir, als ob er sich daran erfreut und ein Spiel
mit den Schneeteilchen spielt und es ist zauberhaft, wie diese kleinen gefrorenen
Wasserteilchen, winzig kleine Stäubchen aus strahlendem, gold-silbernen Licht, durch
die Luft gehoben werden. Je nachdem, wie sie von der Sonne angestrahlt werden,
verändern sie ihre Farbe,
mal mehr golden, mal mehr silbern und dann wieder gemischt.
Es ist wie ein Tanz, der Tanz der Eisstaub-Kristalle????
Es ist wie ein Tänzeln um sich selbst und drückt so viel Freude aus, die ich förmlich
spüre.
Ich spüre die Wärme des sonnendurchfluteten Zimmers und ich spüre die Wohltat der
Strahlen durch die Scheibe, die auf meine Haut und meinen Körper fallen und in mich
einfließen. Erwärmt, durchpulst, ja aufgetankt von diesem Wintersonnenlicht, beginnt
sich in mir etwas zu verändern. Ich habe das Empfinden, mit meinen inneren Augen zu
sehen....,
denn alles wird viel klarer und reiner.
Plötzlich trifft mich ein Lichtstrahl, der von dem silbernen Engel, der auf der Fensterbank
steht, kommt und in vollem Glanz steht und strahlt.
Seltsam, es ist ein Empfinden, als ob diese Figur erwacht, ja lebendig geworden ist.
Da fällt mir ganz plötzlich ein, dass mir einmal von meiner Inneren Stimme gesagt
wurde:
„Alles hat eine Seele!“ und „Alles ist beseelt!“
und mir wird jetzt bewusst, in diesem Moment, dass wir Menschen all dies meist gar
nicht beachten. Wir nehmen Dinge, Gegenstände, Gebrauchsartikel einfach nur als tote
Materie wahr. Doch der Strahl, der von dem Engel zu mir kommt, holt mich aus meinen
Gedanken heraus und ich sehe, er trifft genau an der Stelle meines Körpers auf, wo
mein Herz liegt....
Es ist fast so, nein, ich spüre es jetzt ganz deutlich, es ist so, als ob wir EINS sind und
ich empfinde, dass wir uns ohne Worte genau verstehen und erspüren.
Ich vernehme weit entfernt, ganz leise und für Menschenohren kaum wahrnehmbare
Töne, die sich aber dennoch so kraftvoll anfühlen. Diese Töne wandeln sich zu
herrlichster Musik, wie ich sie noch niemals hören konnte und ich weiß, tief in meinem
Herzen, es sind himmlische Laute. Ich sehe zum Silberengel, und er sieht mich an
und es ist fast wie ein Nicken, das mir sagen soll: „Ja, ich höre, fühle und spüre wie
du“.
Wieder kommt ein Windstoß.
Bruder Wind bläst mit vollen Backen durch die Luft und die Anzahl der goldenen und
silbernen tanzenden Schneepartikelstäubchen steigert sich dadurch noch.
Wohin ich sehe, alles flittert und glitzert und funkelt in dichter Fülle.
Ich bin so davon angezogen und gefesselt, dass ich nicht wegsehen kann.
Aber dann, bei noch näheren hinsehen bemerke ich, wie jedes einzelne
Eiskristallstäubchen Form annimmt... und ich wage kaum in Gedanken zu denken bzw.
zu formulieren, was ich da erblicke, was sich mir da zeigt:
Zarte, winzig kleine, zauberhaft schöne Elfenwesen wirbeln und tanzen durch die Luft,
ausgelassen und fröhlich, ja lachend und kichernd schwirren sie durcheinander, aber
dennoch entsteht kein Chaos, nein alles ist diszipliniert, hat eine wunderbare Ordnung.
Es sind so viele, ein ganzes Volk, ein ganzes Meer von kleinen Wesenheiten.
Bin ich wirklich wach oder träume ich??
Ich kneife mich in die Finger und es schmerzt, also ich träume nicht...
Wieder höre ich eine Stimme die zu mir sagt:
„Das ist nur eine Art von Wesen und es gibt noch viele andere in der Natur,
im Reich der Schöpfung!“
Die Musik nehme ich nun noch deutlicher und klarer wahr.
Diese kleinen Wesen bewegen sich tatsächlich genau in diesem himmlischen
Rhythmus und auch Bruder Ostwind bläst danach. Durch seine erneute Windböe, die er
aufbläst kommt wieder mehr Bewegung in die Luft und die vielen, kleinen
Schneekristall-Elfen werden davon ganz sanft hochgehoben und dadurch wirkt ihr
tanzen noch graziler und anmutiger. Es ist ein richtiges Zauberspiel, was der Wind mit
den kleinen Wesen da spielt..
Mit ist ganz warm um’s Herz und ein nie erlebtes Wohlgefühl breitet sich in meinem
Körper aus. Ich spüre tiefste Dankbarkeit, dass mir dieses Schauspiel geschenkt wird.
Es ist, als ob die kleinen Elfchen meine Freude erspüren können, denn sie dehnen
ihren Tanz aus und kommen näher an mein Fenster, und ich kann sie dadurch deutlicher
wahrnehmen. Ich sehe jetzt die winzigen Kleidchen, die aus allerfeinstem, edlem
Stoffmaterial gefertigt sind, eine Feinheit, die mir bisher fremd war. Ihre Körperchen,
einfach alles an ihnen ist von einer Zartheit, einer Farben- und Glanzpracht, von
atemberaubender Schönheit, die es in unserer Welt nicht gibt. Alles ist nur klar und rein,
reinste Schönheit, reinste Farbe, reinstes Licht.
Es gibt keine anderen Worte, die dies annähernd beschreiben könnten, als nur:
es ist von „himmlischer Vollkommenheit“,
so vollkommen, wie es keine Menschenhand schaffen könnte.
Die Windböe ebbt wieder ab und einige der kleinen Kristall-Elfen fallen sanft auf die
dicken, samtigen Schneematten in unserem Garten und auf die darauf liegenden
glitzernd funkelnden Eiskristalle, die teils größer als die Elfchen sind. Es wirkt so, als ob
sie auf einem Spiegelchen landen und ihren Tanz hier weiter tanzen
weiterführen....möchten???
und bei einigen anderen, sieht es so aus, als ob sie sich hier etwas ausruhen.
Durch die Reflexe dieser Kristallspiegelchen verdoppeln sich die kleinen Wesen und
auch ihre Farbenpracht. Alle Regenbogenfarben leuchten auf und je nachdem sind es
kleinere oder größere Farbpunkte, die sich vom Weiß abheben.
Es dauert nicht lange bis wieder eine Windböe zwischen den Häusern durchpfeift und
die Kristall-Elfchen anhebt und sie wieder ganz sanft immer etwas höher in die Lüfte
mitnimmt. Die winzigen Wesen fassen sich während des empor Hebens nun an den
Händchen, so dass ein Kreis entsteht, ein Kreis, der immer größer und sein Licht immer
stärker wird.
Die Elfchen formieren sich zum
Schneekristall-Elfenreigen...Licht an Licht nebeneinander...
Und dann geschieht etwas, was mich sprachlos und auch demütig macht:
in der Mitte dieses Lichtkreises erscheint plötzlich ein Kreuz, ein goldenes Lichtkreuz.
So hell, als ob Feuerflammen es entzünden, und wieder höre ich eine Stimme, die da
spricht, deutlich, klar und rein, Buchstabe für Buchstabe, damit nichts überhört werden
kann:
„ICH BIN DAS LICHT.
ICH BIN DAS LICHT ALLEN SEINS.
ICH BIN in ALLEM, so auch IN EUCH und so seid auch ihr LICHT.
LICHT VOM LICHT und LICHT zieht LICHT an.
Ihr habt euch gesammelt und euer Licht wurde dadurch stärker,
es hat sich verstärkt, so dass MEIN LICHT sich offenbaren kann.
ALLES IST EINS. LICHT AUS DEM LICHTE....“
Rundum herrscht tiefstes Schweigen und tiefste Andacht, tiefster Frieden.
Es ist kein Geräusch mehr zu hören, nicht einmal ein Windzug mehr zu spüren.
Sogar Bruder Wind lauscht auf die Worte, die vom Kreuz her zu hören sind.
Alles ist in diese Einheit verschmolzen und jeder, der mit dabei ist, fühlt sich
angesprochen,
weiß, dass er gemeint ist.......Es ist ein himmlisches Geschenk für jeden!
So zart und fein, wie sich alles aufgebaut hatte, so löst es sich auch wieder auf.
Am liebsten möchte ich es festhalten, festhalten für immer.
Ein unbeschreibliches Gefühl, das mich durchströmt und einhüllt, glückselig macht.
Ich bemerke nun auch, dass die Sonne schon viel höher am Himmel steht, und ihre
warmen Strahlen zur Erde schickt und durch ihre Wärme, den Raureif zum Schmelzen
brachte.
Die Puderzuckerlandschaft ist geschmolzen.
Ich kann nun auch die tanzenden Lichtpartikelchen, die kleinen Schneekristall-Elfchen
nicht mehr wahrnehmen und eine Traurigkeit steigt in mir auf. Doch da höre ich noch
einmal die Stimme, die da spricht:
„Es gibt keinen Grund zu Traurigkeit,
nichts ist aufgelöst oder verloren, alles hat nur seine Form gewandelt.
So wie die Sonne von Wolken verhüllt wird
und für deine physischen Augen nicht mehr sichtbar, wahrnehmbar ist,
so ist sie doch immer noch vorhanden....
Nichts ist aufgelöst oder verloren, denn hinter allem steht das LICHT!“
Es ist wie ein Trost und plötzlich fühle ich mich wieder auf der Erde, hier in meiner Welt,
in meinem Wohnzimmer an der Fensterscheibe stehend und neben mir der silberne
Engel, den ich künftig nicht nur als Figur sehen werde, sondern als etwas
Belebtes...etwas, das eine Seele in sich trägt.
Und es ist als ob ich mich wieder selbst frage: Ist es Wahrheit oder Traum?
....es war und ist ein wirklich wahres Wintermärchen...